Die Kreismusikschule stellt sich vor

Vom Werden der Kreismusikschule in Mitterfels

Die Idee zu einer Kreismusikschule entstand, nachdem im Landkreis die Bewerbung auf Errichtung einer bayerischen Musikakademie gescheitert war. Bürgermeister Werner Lang griff den Gedanken auf: Für Mitterfels wäre es eine große Bereicherung, für den "Alten Pfarrhof" und die "Alte Schule" eine sinnvolle Verwendung, für den alten Ortskern und den Dorfplatz ein harmonisches Ensemble - im Augenblick freilich noch nicht; denn das "Alte Schulhaus" befand sich in einem desolaten Zustand, und der Pfarrhof war in Privathand. Doch ein erster Schritt hatte bereits Erfolg: Der Besitzer des Pfarrhofs, der Berliner Architekt Kurt Poloczek, der ganz stark an Mitterfels und seinem Haus hing, war zugunsten einer Kreismusikschule zum Hausverkauf bereit.

Was nunmehr im Hintergrund laufen musste und auch lief, lässt sich nur ahnen: Überzeugungsarbeit leisten - den Kreisausschuss gewinnen - im Kreistag Zustimmung finden - gegenüber den Gemeinden als Mitträger des Vorhabens das Projekt und den Standort Mitterfels begründen und sie in der Mehrheit auch überzeugen können..., das Ganze immer unter dem Aspekt des örtlichen Gelingens und der Finanzierbarkeit.

Die nachfolgende Zusammenstellung aus Gemeinderatssitzungen, Bürgerversammlungen, Kreistagssitzungen, Gemeindeboten ist weder Geschichte noch Dokumentation -eher wie ein "roter Faden" durch die Zeit.

14.04.1989 Bürgerversammlung - Erstmalig äußert sich Bgm. Werner Lang zum angestrebten Objekt und sieht darin auch die Schaffung von Arbeitsplätzen.
16.08.1989 Kreistagssitzung - Der Kreistag stimmt der Trägerschaft über die Kreismusikschule zu. Zwischen Gemeinde und Landkreis soll es einen Mietvertrag für die beiden Häuser geben.
17.08.1989 Gemeinderatssitzung - Bekanntgabe, dass Regierung für den Erwerb Hs.Nr. 6 (Pfarrhof) Genehmigung erteilt hat.
19.10.1989 Gemeinderatssitzung- Das Architekturbüro Molnar-Kulzer legt Bauzeichnungen vor. Eine Absprache mit dem Verband bayer. Sing- und Musikschulen hat stattgefunden. Es werden Schritte unternommen, das Projekt in die "Städtebauförderung" einzubeziehen. - Und noch ein bedeutsamer Schritt: 
Die Stelle eines Schulleiters ab 01.04.1990 wird ausgeschrieben.

Es gilt etwas einzuflechten: Ein ursprünglich geplanter Verbindungsteil zwischen beiden Häusern wurde von der Genehmigungsbehörde zugunsten einer Tunnelverbindung geändert.  Eine erfreuliche Lösung auch im Nachhinein, weil damit der freie Blick vom Dorfplatz aus erhalten bleibt.

23.11.1989 Gemeinderatssitzung - "Bauantrag Markt Mitterfels - Um- und Ausbau Burgstr. Hs.Nr. 4 und 6 zu einer Musikschule auf den Grundstücken Fl.St.Nrn. 85 und 87 Gemarkung Mitterfels". Der Marktgemeinderat beschließt einstimmig, gegen das Bauvorhaben keine Einwendungen zu erheben und das Einvernehmen der Gemeinde zu erteilen.
18.01.1990 Gemeinderatssitzung - Der Mitterfelser Architekt Helmut Ueckermann wird mit der Ausschreibung einzelner Gewerke beauftragt. Für die Außenanlagen wird ein Bepflanzungsplan gefordert und in Auftrag gegeben.  
02.03.1990 Gemeinderatssitzung - Alles ist noch im Fluss, Neues wird dazu- oder umgeplant, so die Verlängerung des Schulhauses für ein neues Treppenhaus, oder der Austausch aller Fenster und Türen im Pfarrhof.
01.04.1990 Die Leitung der Kreismusikschule wird an Herrn Andreas Friedländer vergeben.
03.05.1990 Gemeindebote - Erstmalig Ankündigung der Ausbildungskurse ab Schuljahr 90/91. Über die Großanzeige auch das künftige Emblem: die beiden Häuser von Westen her in ihrer künftigen Gestaltung, dahinter die St. Georgskirche; und als Name: "Kreismusikschule Straubing-Bogen".
13.05.1990 Gemeinderatssitzung - Der (am 18.03.1990) neu gewählte Gemeinderat berät die Haushaltssatzung. Es sind eingeplant: 71 000.- DM für Kauf Haus Nr. 6 (1. Rate), 
1 213 000.- DM für den Umbau der zwei Häuser, 251 000.- DM für Außenanlagen.
15.06.1990 Gemeindebote - Das Ausbildungsprogramm wird detailliert vorgestellt. Ausführliche Information für die Anmeldung zum Schulbeginn Herbst 1991.
26.07.1990 Gemeinderatssitzung - eine kritische Situation ist zu klären: Statt der ursprünglichen Gesamtkosten (für Grunderwerb und Umbau) in Höhe von 1 866 000.- DM ergeben neue Berechnungen einen Anstieg auf 2,4 Millionen. - In der Begründung werden Zusatzforderungen des Statikers und der Schulleitung geltend gemacht.
08.11.1990 Gemeinderatssitzung - Diesmal eine Erleichterung: der Restbetrag aus dem 2. Bewilligungsbetrag in Höhe von 552 000.- DM ist eingegangen. Damit gilt die Finanzierung als gesichert.
29.11.1990 Bürgerversammlung - Es fallen wiederum Zahlen: Bisher angefallene Kosten 
71 000.- DM für Grunderwerb und 932 000.- DM für Baumaßnahmen; bisherige Zuschüsse 694 000.- DM.
15.12.1990 Gemeinderatssitzung - Angebotseröffnung für die Außenanlagen.
04.04.1991 Gemeinderatssitzung - Haushaltberatung: für die Fertigstellung der Kreismusikschule sind 770 000.- DM  angesetzt.

In den Protokollen folgt eine längere Lücke. Man weiß dass alles vorwärtsgeht, aber noch lange nicht alles fertig sein wird, auch nicht zum Schulbeginn. So wird auf Räume der Volksschule ausgewichen. Und bis das letzte Pflaster gelegt, die letzte Anlage bepflanzt, die letzten Räume eingerichtet sind, wird es höchste Zeit - denn für den 23.06.1991 ist die Einweihung angesetzt.

23.06.1991 Einweihung - Festtag für Mitterfels, verbunden mit einem "Burgstraßenfest", und alles bei schönstem Wetter. Ein "Tag der offenen Tür", ein Rahmenprogramm in beiden Häusern, von Lehrern und Schülern gestaltet - eine "sprechende2 Metallplastik vom Mitterfelser Künstler Hans Rieser - alles zusammen ein Loblied auf ein schönes, wahrhaft gelungenes Werk. "Alt-Mitterfels" lebt wieder.


Erinnerungen auch an die Häuser "Alter Pfarrhof"/"Alte Schule"

Der Pfarrhof ist 7 Jahre älter als das benachbarte Schulhaus von einst, doch beide sind bei weitem nicht so alt wie Pfarrei und Schulsitz. 1805 hatte die kurfürstliche Regierung zu München die Pfarrsitzverlegung von Kreuzkirchen nach Mitterfels verfügt, und 1809, jetzt schon durch königliches Reskript, die Verlegung auch der Schule. Aber Pfarrer wie Lehrer mussten sich rund 2 Jahrzehnte mit einem Logis in einfachsten fremden Häusern begnügen. Erst 1824 konnte die Gemeinde den Pfarrhof erstellen; er erhielt Größe und Gestalt, dass er noch heute gefallen kann. 1831 wurde auch noch ein Brunnen gegraben - für das felsige Mitterfels schon ein großes Geschenk. Dennoch haben es die Pfarrverweser und Pfarrer die ersten hundert Jahre nie lange ausgehalten; 24 sind es gewesen in dieser Zeit. Erst 1920 zeigten sie mehr Ortstreue: Pfarrer Brettner blieb 31 Jahre, Pfarrer Schosser 15 Jahre und Pfarrer Pramps nun schon 25 Jahre, davon allerdings im "Alten Pfarrhof" nur 7 Jahre weil er sich dann bei der neuen Kirche einen neuen Pfarrhof bauen ließ. Der alte Pfarrhof wurde verkauft, zunächst an den Ruhestandspfarrer Bleicher, danach an den Berliner Architekten Kurt Poloczek. Der ist 1989 nicht leicht gegangen, aber für den kulturellen Zweck einer Musikschule war er dazu bereit.

Das Schulhaus wurde 1831 gleich nebenan gebaut (die Pfarrer hatten in Bayern ja bis 1918 die "Schulaufsicht"). Im Erdgeschoss war die Dienstwohnung des Lehrers, und mittendurch lief der Gang für die anfangs um die 100, zuletzt 145 Kinder zum schmalen Treppenaufgang und den 2 kleinen Schulsälen im oberen Stock. Erst als es gar nicht mehr ging, wurde unweit davon die "neue" Schule gebaut (an der Stelle der Bäckerei Schwarz). Nun diente das alte Haus dem "Hauptlehrer" und einem "Schulgehilfen" als Dienstwohnung, 1. u. 3. Klasse, aber auch als Gemeindekanzlei und Registratur. Nach dem 2. Krieg erlosch das Privileg (oder auch "Muss") auf eine Lehrerdienstwohnung, und viele Leute fanden darin Herberge: die Gabler, die Wölfl, die Winkler, die Dr. Barwinek - aber auch die Lehrer Wartner, Huber, Fischer und zuletzt noch die große Familie Neuberger. Dann verfiel das Haus so sehr, dass es als Wohnhaus nicht mehr tragbar war. Und just zu dieser Zeit bot es sich zur Renovierung und zum Ausbau für die Musikschule an. - Es sollte aber auch der so vertraut gewordenen Nebengebäude gedacht sein: Da lehnte sich an den "Gerichtsschuppen" der "Lehrerstadel", mit abschüssiger Tenne und 2"Vierteln" als Holzlegen; Steinstufen führten zum tiefergelegenen Ställchen für Kuh u. Kälbchen, zuletzt für Winkler`s wohlgehütete Hühner. Auch die Obstgärten gehören angesprochen, wo einst Lehrer und Pfarrer gepflanzt, veredelt, geerntet oder sich auch abgeplagt haben mit Mähen und Instandhalten der Steiglein. Heute scheint es eher ein Glück zu sein, dass die Hänge durch Aufschüttung noch steiler und unzugänglicher geworden sind. Vögel und Kleintierwelt werden dieses an den Schlossberg sich anlehnende Biotop gerne annehmen.